Heimatgeschichte in Schlaglichtern
Kelten, Römer und Alamannen hatten bereits ihre Spuren hinterlassen, als die Franken nach dem Jahr 500 die seit der Altsteinzeit besiedelte Kulturlandschaft am unteren Neckar eroberten und neue Siedlungen errichteten. Das von ihnen gegründete „Offenheim“, dessen Name einst ganz wörtlich den Hof und damit das Heim eines Clanoberhaupts namens "Offo" bezeichnete, wurde am 26. April 767 im Lorscher Kodex, einer bekannten Handschrift des mittlerweile zum Weltkulturerbe zählenden Klosters Lorsch bei Darmstadt zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Verwaltung Während der Stauferzeit im 12. und 13. Jahrhundert unterstand das Reichsdorf Offenau unmittelbar der Kaiserpfalz Bad Wimpfen, die sich gegenüber auf der anderen Uferseite des Neckars erhebt. Etwas mehr als 100 Jahre liegen zwischen den beiden Ansichten der Neckargemeinde. Die Saline beherrscht das Ortsbild nicht mehr, Offenau hat sich zur Wohngemeinde mit Einfamilienhäusern entwickelt.
Ab 1362 hatten dann die Erzbischöfe von Mainz die Landeshoheit inne. Sie wurden 1484 vom Deutschen Ritterorden abgelöst, der bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation die Landesherrschaft ausübte. Die Deutschritter gaben dem Ort seinen heutigen Namen „Offenau“. 1805 wurde Offenau württembergische Gemeinde.
Kirchenrecht
Kirchenrechtlich gehörte Offenau zunächst zum Bistum Worms, vom 8. Jahrhundert bis zur Säkularisation zum Bistum Würzburg. 1821 gelangte seine katholische Pfarrei St. Alban schließlich zum neugegründeten Bistum Rottenburg. Es ist deshalb wenig verwunderlich, dass die beiden größten Grundherren im Ort bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein das Ritterstift in Wimpfen im Tal und das Bistum Worms waren. An sie ging zu zwei bzw. einem Drittel der Zehnte der Offenauer Bauern.
Vom Salz zum Zucker
1969 wurde zum letzten Mal Offenauer Sole gefördert und in der Jagstfelder Saline Friedrichshall zu Salz verarbeitet. Damit endete eine jahrhundertealte Salzproduktion. Die Gründung der Saline Clemenshall 1754 hatte einst den Startschuss gegeben zur Entwicklung der Heilbronner Region zum bedeutendsten Salzgewinnungsgebiet Südwestdeutschlands. Ihr folgten die Gründung der Salinen in Bad Wimpfen, Bad Friedrichshall und Bad Rappenau. Schon die Kelten hatten am unteren Neckar Salz hergestellt. Die Existenz einer mittelalterlichen Saline in Offenau wird von Fachleuten vermutet, konnte bislang jedoch nicht nachgewiesen werden. Der Ortsgrundriss lässt eine hochwassersichere Lage einer solchen Saline inmitten des Vierecks der Straßenzüge Hauptstraße, Pfalzstraße, Brunnenstraße, Neckarstraße vermuten.
1929 wurde die Saline Clemenshall stillgelegt. Die Siedehäuser wurden abgerissen, das Solereservoir brannte 1981 nieder. Die beiden Bohrhäuser unterhalb der Mündung der Jagst in den Neckar versahen noch bis 1969 ihren Dienst. An Stelle der einstigen barocken Fabrikanlage im Ortsinnern befindet sich heute das Rathaus. Lediglich das 1780 errichtete Salzmagazin, heute direkt an der Bundesstraße am Ortsausgang Richtung Jagstfeld gelegen, verweist auf die Offenauer Salzgeschichte. Als 1971 das Werk der Südzucker-AG an der Straße nach Duttenberg seinen Betrieb aufnahm, war der Übergang von der Salz- zur Zuckerherstellung vollzogen.
Die Zeit als Solekurbad
Älter noch als die Salinengeschichte ist die Geschichte Offenaus als Solekurbad. Im 16. Jahrhundert begann der Deutsche Ritterorden, die am Neckar austretenden Salzquellen für Heilzwecke zu nutzen. Um 1560 nahm das Sommerkurbad in einer umgebauten Feldscheune in der Nähe des solehaltigen Badbrunnens am Neckarufer seinen Betrieb auf. Der erste dokumentierte Kurgast war die regierende Markgräfin Anna von Baden-Durlach, die das Offenauer Bad 1580 gegenüber ihrer Heidelberger Kollegin, der Kurfürstin Elisabeth von der Pfalz, in den höchsten Tönen lobte. Offenau ist damit eines der ältesten Soleheilbäder Deutschlands, in denen Solebäder unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt wurden. Die hochwohlgeborenen Badegäste übernachteten zunächst in Privatquartieren oder in einem der einfachen Gasthäuser, bis 1790 das Badehotel Linde Kur- und Übernachtungsbetrieb unter einem Dach zusammenführte. Mit Eröffnung der badischen Eisenbahnlinie von Neckargemünd nach Jagstfeld 1871 nahm der Kurbetrieb einen erneuten Aufschwung. Zwischen Hotel und Bahnhof erstreckte sich der Kurpark, der sogenannte Lindengarten. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde der Kurbetrieb eingestellt. An Stelle der Linde befindet sich seit 2002 das Kulturforum Saline.
Romantisches Refugium: die Graf-von-Westerholt-Kapelle
Neben dem Kulturforum Saline steht die 1892 errichtete Graf von Westerholt-Kapelle. Ursprünglich befand sich die ganz aus Holz gezimmerte Kapelle im Garten des benachbarten Salzschreiberhauses, welches Graf Otto von Westerholt-Gysenberg nach einem Kuraufenthalt in Offenau als privaten Wohnsitz erworben hatte. Die Kapelle, inzwischen von Grund auf renoviert, trägt in den Fächern der Außenwände noch immer die Original-Eichenrinde. Die ehemals private Gebetsstätte wird dem Heimatstil zugerechnet und steht unter Denkmalschutz.
Tipp: Zeitreise mit 17 Stationen
Wie wäre es mit einem Spaziergang durch die Offenauer Geschichte? Der historische Rundweg (PDF-Datei) nimmt Sie mit zu einer Zeitreise in 17 Stationen. Los in die Vergangenheit geht es am Rathaus, Jagstfelder Straße 1.
Heimatbuch
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